Hamm - Bradford / England, Indien
Wand: Weststraße 25, Fußgängerzone
Einwanderung, Zusammenleben, Beeinflussung Am Anfang stand die Idee, eine(n) Künstler(in) aus der großen asiatischen Gemeinde der engli-schen Partnerstadt Bradford ausfindig zu machen, zumal der asiatische Kulturraum in Mural Global bisher kaum vertreten war. Über das Bradford Arts Forum hat FUgE Kontakt zu der indo-britischen Künstlerin Miss Amerjeat Kaur bekommen, die seit über 10 Jahren Wandbilder, Kunst im öffentliche Raum, Performances macht, mit Jugendlichen arbeitet und darüber hinaus zu-sammen mit ihrem Partner Shaun Fagan Projekte mit schizophrenen Künstlern unternimmt. Auf lokaler Seite war der deutsch-türkische Maler Osman Bol ‚erste Wahl‘ - zum einen wegen seiner Erfahrung als Wandmaler, zum anderen wegen der interkulturellen Dimension des Vorhabens.
Die von den Künstlern dargestellten Themen sind, teilweise den eigenen Erfahrungen eines Lebens ‚zwischen den Welten’ entspringend, Einwanderung zu verschiedenen Zeiten und Orten, das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund und die gegenseitige Beeinflussung der Kulturen. Auf dem Bild zu sehen sind sowohl einer der im 19. Jahrhundert nach Bradford emigrierten deutschen Wollhändler, als auch Menschen aus Asien und der Türkei, die sich nach dem zweiten Weltkrieg in Hamm und Bradford niedergelassen haben und ein Mädchen aus der im Einwanderungsland geborenen Generation. Zu den Anliegen der Künstler: Für Amerjeat und Shaun war, gerade auch als notwendige Voraussetzung für eine gegenseitige Bereicherung unterschiedlicher Kulturregionen, Gleichberechtigung im Gegensatz zu Bevormundung ein wichtiges Prinzip. Das betrifft u.a. auch die Darstellung religiöser Elemente, es sollte deutlich werden, daß etwa dem Christentum nicht mehr und nicht weniger Anspruch auf Wahrheit und Daseinsberechtigung zukommt als jeder anderen Religion. Osmans größtes Anliegen war es, der Bedeutung von Kommunikation und von deren Fehlen im Zusammenleben von 'Einheimischen' und Migranten Ausdruck zu verleihen. Das kann man an den beiden von ihm entworfenen Figuren erkennen - dem Mann ganz links im Bild und demjenigen, der dem Betrachter den Rücken zukehrt. Osman ging es beileibe nicht darum, ein Verschulden am Mangel an Interesse und Kommunikation allein bei den Deutschen zu suchen. Ihn stört auch der Rückzug der Zugewanderten aus anderen Kulturkreisen in die eigenen Enklaven und traditionellen Vorstellungen, so daß die Einstellungen der Migranten oft konservativer seien als die ihrer Landsleute im Ursprungsland. Kommunikation war natürlich auch auf andere Weise das zentrale Thema, schließlich haben hier, wie in allen Mural Global Projekten, Künstler zusammengearbeitet, die sich bis dahin nicht kannten. Die Verständigung zwischen den Künstlern und auch den Helferinnen von der Hammer Jugendkunstschule klappte von Anfang an noch viel besser als von uns erhofft, so daß die Bedeutung des Satzes von Joseph Beuys 'das Atelier ist zwischen den Menschen' deutlich fühlbar wurde. Die spielerische, ironische und gleichwohl sehr intensive Art und Weise, miteinander umzugehen strahlte auch auf die Passanten und Zuschauer aus - Tanzeinlagen und kleine Performances entwickelten sich auf dem Dach des Café Extrablatt und fanden Resonanz in der Fußgängerzone und den gegenüberliegenden Büros, von den vielen Gesprächen in den Pausen ganz zu schweigen. Links: www.muenster.org/snow
Unterstützer:CDG und Staatskanzlei NRW, Sparkasse Hamm, Stadt Hamm, Ökofonds Bündnis 90/Die Grünen NRW, Katholischer Fonds für entwicklungsbezogene Bildungsarbeit, Landesarbeitsgemeinschaft 3. Welt, City of Bradford, Firma Düchting, (Bauunternehmung). Fotos: Andreas Rother, Klaus Klinger, Henrik Wiemer
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