Wuppertal - Matagalpa / Nicaragua
Wand: Giebelfront eines Wohnhauses in der Simonsstraße 26, ca. 120qm, Okt.2000 und Bemalung einer Wuppertaler Schwebebahn, 2001
Organisation:
Informationsbüro Nicaragua
Kooperationspartner:
Städtischer Jugendtreff Arrenberg (JutA), Arbeitskreis Arrenberg, Städtepartnerschaftsverein Matagalpa / Nicaragua, Wuppertaler Agenda Büro, Volkshochschule, Arbeitsgemeinschaft-Eine-Welt Wuppertal (AGEW), Stadtteilinitiative Arrenberg.
KünstlerInnen:
Jullissa Moncada Lopez und Jorge Morales Leclear aus Matagalpa / Nicaragua; Heinz Velten, Andreas Junge, Wuppertal
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Die Wand von der Schwebebahn |
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| Wupertaler Wandbild
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| Die Wand
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Mitwoch 20.9. 12 Uhr heißt es zum zweiten Mal: "Sofortige Stillegung der Baustelle". "Alle weiteren Malarbeiten an der Wand sind auf Anordnung der unteren Denkmalbehörde untersagt." Vier Beamte der Behörde haben sich unter dem Gerüst versammelt und signalisieren keine weitere Gesprächsbereitschaft. Bereits am Vortag war eine entsprechende Weisung erfolgt, aber die Maler aus Nicaragua und Wuppertal ließen sich nicht dazu bewegen, ihre Arbeit abzubrechen. Der Eklat geht nicht zuletzt auf das Konto der Projektgruppe, die in ihren Vorgesprächen mit dem Denkmalschutz etwas blauäugig war und verschiedene Auflagen nicht ernst genommen hatte.
Julissa und Jorge aus Matagalpa ist der Vorgang völlig unverständlich. Wir versuchen ihnen zu erklären, dass anders als in Nicaragua, wo der Präsident Arnoldo Alleman Wandbilder per Dekret übermalen läßt, in Deutschland strenge Auflagen existieren wenn jemand die Fassade eines alten Hauses farblich verändern möchte.
| Das Team in Wuppertal
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Dafür blieben dann aber die "erlaubten Wandbilder" länger erhalten. Telefone stehen nicht still. Über alle nur möglichen Kanäle der Verwaltung und Kommunalpolitik wird versucht, das drohende Ende des Wuppertaler Wandmalprojekts abzuwenden. Nachmittags kommt es zu einem Gespräch im Büro der unteren Denkmalbehörde. Dr. Detlef Vonde VHS und der Wuppertaler Eine-Welt-Promotor gestehen die formalen Fehler bei dem Bewilligungsverfahren der Aktion ein und appellieren, nach einem Weg zu suchen, das Projekt zu retten. Schließlich geht es um mehr, als um eine regelwiedrige Veränderung eines Baudenkmals.
| Julissa Moncada Lopez
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In einem gemeinsamen Kraftakt kommt es zu einem annehmbaren Kompromiß. Durch einen nicht starren Seitenrand an der Giebelfassade soll die Gebäudestruktur unterstrichen werden, und der ins Bild einbezogene Kamin soll seine ursprüngliche Farbgebung zurückerhalten. Damit läßt sich leben. Entspannung auf allen Gesichtern. Diese Episode ist nur eine von verschiedenen kleinen und größeren Krisen durch die unser Projekt stolpert. Das kostet Nerven, führt aber zu Begegnungen, Kontakten und Diskussionen nicht nur mit BewohnerInnen im Viertel sondern mit unterschiedlichsten städtischen Einrichtungen, mit Menschen aus Politik und öffentlicher Verwaltung. Sicher wäre eine professionelle Herangehensweise durch eine kleineres Projektteam effektiver gewesen, aber gerade der Charme eines gewissen Dilettantismus schafft Bewegung und Auseinandersetzungen, die den Dialog zwischen Verwaltung, Politik und Initiativen beleben kann.
| Jorge Morales
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Internationales Wandmalprojekt mit Stadteilorientierung unter der Beteiligung einer Nord-Südpartnerschaft.
Nach außen hin gibt es nichts, was das Wuppertaler Wandmalprojekt von anderen, im Rahmen der Kampagne "mural-global" und "Farbe bekennen" stattfindenden Projekten unterscheidet. Zwei junge Künstler aus Nicaragua arbeiten gemeinsam mit Kollegen aus Wuppertal an der Gestaltung einer Giebelwand im Ortsteil Arrenberg, im Westen von Wuppertal. Doch bis es zur konkreten Malaktion kommt, liegen Prozesse der Auswahl der KünstlerInnen und Fragen nach Partizipationsmöglichkeiten der Bewohner im Stadtviertel.
| Matagalpa, Nicaragua
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Acht Organisationen, Initiativen und Einrichtungen sind an der Projektentwicklung beteiligt. Die Arrenberger Stadteilinitiative, eine Jugendeinrichtung aus dem Viertel und der Arbeitskreis Arrenberg stellen den Stadtteilbezug her. Der Städtepartnerschaftsverein Wuppertal Matagalpa, das Informationsbüro Nicaragua und die Arbeitsgemeinschaft Eine-Welt Wuppertal stehen für die Nord-Süd-Dimension des Projektes. Das Wuppertaler Agenda-Büro und die VHS ergänzen die Kooperation mit einer auf Agenda 21, Interkultur und politische Bildung bezogenen Perspektive.
Klar war von Anfang an, dass das Wandbild in einem Stadtteil entstehen sollte, in dem Impulse für Stadtteilentwicklung und nachbarschaftliche Annäherung wichtig sind. So kam der Ortsteil Arrenberg mit seiner seit langem vernachlässigten sozialen Infrastruktur in die engere Wahl. Die Frage, wer dort malen sollte, ergab sich bei den Wuppertaler Künstlern aus Interesse und Engagement für die Aktion. Denn das low-budget Projekt konnte eine finanzielle Honorierung für die beteiligten Wuppertaler Maler nicht in Aussicht stellen. Neben dem Maler und Grafiker Heinz Velten, der zuletzt durch seine gelungene Aktionsidee:"Ein Stück Schwebebahn für Matagalpa" die Projektarbeit der Städtepartnerschaft kreativ unterstützt hatte, waren die beiden Arrenberger Künstler Andreas Junge und Peter-Otto Kuhn mit von der Partie.
| Jugendtreff
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In Matagalpa kümmerte sich das movimiento comunal im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs um die Auswahl der MalerInnen. Die Entscheidung der Nicaraguanischen Partner fiel auf Julissa Moncada Lopez, die in Managua Kunst und Malerei studiert und Jorge Morales Leclair, der in der Jugendeinrichtung des movimiento Malunterricht gibt. Beide sind zwanzig Jahre jung. Sie brachten eigene Entwurfsideen mit nach Wuppertal. Ihre Ideen wie die der Wuppertaler Künstler sollten sich orientieren an den Ergebnissen einer Zukunftswerkstatt junger Menschen aus dem Wohnviertel, die im Mai vom Agenda Büro und der städtischen Jugendeinrichtung organisiert wurde.
Ein insgesamt komplizierter Prozeß mit dem die Projektgruppe hofft, Partizipationsmöglichkeiten im Stadtviertel zu eröffnen und eine breite Debatte um das Wandbild auszulösen.
2.Projekt: Schwebebahngestaltung
| Schwebebahn
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Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Wuppertal und Matagalpa hat sich eine Schulpartnerschaft zwischen den Schulen: "Colegio San Rafael" in Matagalpa und Städt. Kath. Grundschule "Am Hombuechel" in Wuppertal entwickelt.
| Kinderentwürfe
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SchülerInnen beider Schulen erarbeiten z.Zt. ein Projekt mit dem Wuppertaler Kuenstler Heinz Velten, bei dem es darum geht, Völkerverständigung und friedvollen Umgang der Menschen miteinander auf einer SCHWEBEBAHN darzustellen. Die Schwebebahn, (Suspension Railway, tren colgante), das typische Verkehrsmittel für Wuppertal, ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.
| Die Kinder
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Auf einem weiss grundierten Schwebebahnzug stellen die Kinder sich selbst in einem fortlaufenden Gruppenbild dar und formulieren in eigenen Sprechblasen ihre Gedanken zu dem genannten Thema. Die Texte der Kinder aus Matagalpa bleiben in ihrer spanischen Formulierung.
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