Porto Alegre (1) - Duisburg

Die Wand wurde freundlicherweise von Familie Petrasi zur Verfügung gestellt.
Realisierung: Juli 2000

Organisation:
Secretaria Municipal de Cultura/Coordenação de Artes Plásticas   Fundação de Assistência Social e Cidadânia(FASC)   Secretaria de Relações Internacionais (SECAR)  

Kooperationspartner:
TINTAS CORAL, ANDAIME, Hotéis MASTER e PROLIX

KünstlerInnen:
Luis Flavio de Lacerda Vitola; Nestor Omar del Pina Salas, beide Porto Alegre / Brasilien; Eunice Duarte, Deutschland / Brasilien; Wolfgang Pilz / Deutschland

Stadt Porto Alegre


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Die Wand in Porto Alegre


EIN GESCHENK FÜR DIE STADT

„Herzlich willkommen in Porto Alegre“ begrüßte der Grafiti-Künstler Flavio Vitola, seine Mitreisenden nach der Landung auf dem Flughafen der südbrasilianischen Stadt.


Detail 1
Gemeinsam waren die vier beteiligten Künstler des Wandmalprojektes „Farbe bekennen- Mural Global“ (Duisburg – Porto Alegre), Eunice Duarte und Wolfgang Pilz aus Duisburg sowie Nestor del Pino und Flavio Vitola aus Porto Alegre Ende Juni in die Heimatstadt der brasilianischen Künstler gereist.
Zuvor hatte das Künstlerteam in Duisburg zwei Giebelwände zur Agenda 21 gestaltet. In den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf Marxloh und Bruckhausen hatten sie in nur 5 Wochen ihre künstlerischen Blickfänge auf die Wand gemalt. Die Pinsel waren noch nicht getrocknet, da reisten die vier Künstler zusammen mit dem Duisburger Projektkoordinator, Jürgen Sokoll, Eine-Welt-Promotor in der Infostelle "Dritte Welt" des Ev. Kirchenkreis Duisburg-Süd nach Porto Alegre.


Detail 2
Hier in der 1,3 Mio. Einwohner zählenden Hauptstadt des südlichsten Bundeslandes Brasiliens, Rio Grande do Sul, sollte das Künstlerteam gemeinsam ihr drittes Wandbild zur Agenda 21 entwerfen und malen. Projektpartner in Porto Alegre waren, das Sekretariat für Internationale Beziehungen und das Kultursekretariat der Stadt.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ging es an die Arbeit. In den Räumen eines städtischen Atelierhauses, dem „Atelier Livre“, entwarfen die Künstler das Wandbild für eine ca. 70 qm große Giebelwand. Bei diesem Bild ist es ihnen nach meiner Ansicht am besten gelungen ihre vier unterschiedlichen Arbeitsweisen bzw. Stile zu verbinden. Das Ergebnis ist nun weithin an einer stark belebten Straßenkreuzung in der Innenstadt Porto Alegres sichtbar. Hier zieht das Kunstwerk mit seinen leuchtenden Farben und mit seiner Ausdrucksstärke die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. In Form einer Unendlichkeitsschleife steht weithin lesbar, „hoje, ontem, amanha“ (heute, gestern, morgen). In weiteren Elementen zeigt das Bild heutige ökologische und soziale Probleme auf. Es klagt die Situation der Frauen in Brasilien an, fragt nach der Zukunft der Kinder, weist auf die Vernichtung des Regenwaldes hin und die damit einhergehende Zerstörung der Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung Brasiliens. Das Wandbild gibt keine Antworten auf ein besseres Morgen für die zukünftigen Generationen. Dafür sind im Sinne der Unendlichkeitsschleife alle verantwortlich.


Detail 4
Raul Pont, Bürgermeister der Stadt Porto Alegre, bezeichnete bei der Einweihung das Wandbild als ein Geschenk für die Stadt und bedankte sich bei den Künstlern und Organisatoren des Projektes.

Eingebunden in das 14. Kunstfestival der Stadt Porto Alegre, bot das Wandmalprojekt den Duisburger Gästen reichlich Gelegenheit für einen interessanten Austausch mit Künstlern aus Porto Alegre sowie aus anderen brasilianischen Städten und lateinamerikanischen Ländern. So fanden im Rahmen des Festivals zahlreiche Workshops, Vorträge und Ausstellungen statt. In einer sehr gut besuchten Veranstaltung stellten die Künstler und der Duisburger Koordinator das Wandmalprojekt der Öffentlichkeit vor.


Detail 5
Neben dem Einblick in das künstlerische Leben, bot der Aufenthalt den Duisburger Gästen auch einen kleinen Einblick in die Kommunalpolitik der Stadt. Porto Alegre praktiziert seit 1989 mit grossem Erfolg ein Konzept der Bürgerbeteiligung bei der Vergabe der städtischen Haushaltsmittel. Alljährlich wird auf Bürgerversammlungen in den 16 Stadtbezirken über die Verteilung der städtischen Haushaltsmittel intensiv diskutiert. Ergebnis der Diskussionen ist eine Prioritätenliste von Maßnahmen, die die BürgerInnen in ihrem Bezirk umgesetzt sehen wollen. D.h. z.B. welche Straße asphaltiert werden soll, wo die Kanalisation verbessert werden soll, was an kulturellen Einrichtungen gefördert werden soll. 1999 beteiligten sich 45.000 Menschen an diesem demokratischen Prozess. Auf Einladung der Stadtverwaltung besuchten die Duisburger Gäste eine Bürgerversammlung im Rahmen des Beteiligungshaushaltes in Restinga, einem ärmeren Stadtbezirk am Rande von Porto Alegre. Bei der Versammlung übergaben bürgerschaftliche Vertreter des Stadtbezirkes die Prioritätenliste für ihren Bezirk an die Stadtverwaltung. Durch das weltweit beachtete Konzept ist es in Porto Alegre gelungen, eine Stadtentwicklung einzuleiten, die das Lebensniveau, insbesondere der bisher benachteiligten Bevölkerungsgruppen, deutlich verbessert hat.
Aus den Diskussionen um den Beteiligungs-Haushalt ist auch das Projekt der „Dezentralisierung der Kultur“ hervorgegangen. Ziel des Projektes ist es, der Bevölkerung in ihren Stadtbezirken verstärkt Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen kulturellen und künstlerischen Ausdrucksform anzubieten. So werden Workshops u. a. in den Bereichen Malerei, Grafiti, Theater, Fotografie, Bildhauerei angeboten. Kulturpolitisch wird damit ein deutlicher Schwerpunkt für die Basiskultur- bzw. Soziokulturarbeit gesetzt.

Zum Abschluß des Aufenthaltes in Porto Alegre beteiligten sich die Duisburger KünstlerInnen an einem „Malprojekt“ in einem Wohnheim für Obdachlose Menschen der Stadt. Gemeinsam mit Kindern und Erwachsenen der Einrichtung bemalten Wolfgang Pilz und Eunice Duarte drei Wände in dem Haus. 25 Künstler aus Porto Alegre setzten die Arbeit im August und September fort. Sie malten jeweils ihre Bilder auf eine Mauer die das Wohnheim umschließt.

Nach einem Jahr Vorbereitungsarbeit der Kooperationspartner in Duisburg und Porto Alegre und zweieinhalb Monaten intensiver Zusammenarbeit der Künstler aus Deutschland und Brasilien hatte das Wandmalprojekt in Porto Alegre seinen erfolgreichen Abschluss.
„Die vielen Gespräche und Begegnungen mit den Menschen in der Stadt und auch mit den lateinamerikanischen Künstlerkollegen waren eine wirkliche Bereicherung, neben der eigentlichen Arbeit an dem Wandbild“ stellte Wolfgang Pilz am Ende des Projektes in Porto Alegre fest.


Stadt Porto Alegre: www.portoalegre.rs.gov.br




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