Porto Alegre (1) - Duisburg
Die Wand wurde freundlicherweise von Familie Petrasi zur Verfügung gestellt.
EIN GESCHENK FÜR DIE STADT „Herzlich willkommen in Porto Alegre“ begrüßte der Grafiti-Künstler Flavio Vitola, seine Mitreisenden nach der Landung auf dem Flughafen der südbrasilianischen Stadt.
Zuvor hatte das Künstlerteam in Duisburg zwei Giebelwände zur Agenda 21 gestaltet. In den Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf Marxloh und Bruckhausen hatten sie in nur 5 Wochen ihre künstlerischen Blickfänge auf die Wand gemalt. Die Pinsel waren noch nicht getrocknet, da reisten die vier Künstler zusammen mit dem Duisburger Projektkoordinator, Jürgen Sokoll, Eine-Welt-Promotor in der Infostelle "Dritte Welt" des Ev. Kirchenkreis Duisburg-Süd nach Porto Alegre.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ging es an die Arbeit. In den Räumen eines städtischen Atelierhauses, dem „Atelier Livre“, entwarfen die Künstler das Wandbild für eine ca. 70 qm große Giebelwand. Bei diesem Bild ist es ihnen nach meiner Ansicht am besten gelungen ihre vier unterschiedlichen Arbeitsweisen bzw. Stile zu verbinden. Das Ergebnis ist nun weithin an einer stark belebten Straßenkreuzung in der Innenstadt Porto Alegres sichtbar. Hier zieht das Kunstwerk mit seinen leuchtenden Farben und mit seiner Ausdrucksstärke die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. In Form einer Unendlichkeitsschleife steht weithin lesbar, „hoje, ontem, amanha“ (heute, gestern, morgen). In weiteren Elementen zeigt das Bild heutige ökologische und soziale Probleme auf. Es klagt die Situation der Frauen in Brasilien an, fragt nach der Zukunft der Kinder, weist auf die Vernichtung des Regenwaldes hin und die damit einhergehende Zerstörung der Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung Brasiliens. Das Wandbild gibt keine Antworten auf ein besseres Morgen für die zukünftigen Generationen. Dafür sind im Sinne der Unendlichkeitsschleife alle verantwortlich.
Eingebunden in das 14. Kunstfestival der Stadt Porto Alegre, bot das Wandmalprojekt den Duisburger Gästen reichlich Gelegenheit für einen interessanten Austausch mit Künstlern aus Porto Alegre sowie aus anderen brasilianischen Städten und lateinamerikanischen Ländern. So fanden im Rahmen des Festivals zahlreiche Workshops, Vorträge und Ausstellungen statt. In einer sehr gut besuchten Veranstaltung stellten die Künstler und der Duisburger Koordinator das Wandmalprojekt der Öffentlichkeit vor.
Aus den Diskussionen um den Beteiligungs-Haushalt ist auch das Projekt der „Dezentralisierung der Kultur“ hervorgegangen. Ziel des Projektes ist es, der Bevölkerung in ihren Stadtbezirken verstärkt Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen kulturellen und künstlerischen Ausdrucksform anzubieten. So werden Workshops u. a. in den Bereichen Malerei, Grafiti, Theater, Fotografie, Bildhauerei angeboten. Kulturpolitisch wird damit ein deutlicher Schwerpunkt für die Basiskultur- bzw. Soziokulturarbeit gesetzt. Zum Abschluß des Aufenthaltes in Porto Alegre beteiligten sich die Duisburger KünstlerInnen an einem „Malprojekt“ in einem Wohnheim für Obdachlose Menschen der Stadt. Gemeinsam mit Kindern und Erwachsenen der Einrichtung bemalten Wolfgang Pilz und Eunice Duarte drei Wände in dem Haus. 25 Künstler aus Porto Alegre setzten die Arbeit im August und September fort. Sie malten jeweils ihre Bilder auf eine Mauer die das Wohnheim umschließt. Nach einem Jahr Vorbereitungsarbeit der Kooperationspartner in Duisburg und Porto Alegre und zweieinhalb Monaten intensiver Zusammenarbeit der Künstler aus Deutschland und Brasilien hatte das Wandmalprojekt in Porto Alegre seinen erfolgreichen Abschluss. „Die vielen Gespräche und Begegnungen mit den Menschen in der Stadt und auch mit den lateinamerikanischen Künstlerkollegen waren eine wirkliche Bereicherung, neben der eigentlichen Arbeit an dem Wandbild“ stellte Wolfgang Pilz am Ende des Projektes in Porto Alegre fest. Stadt Porto Alegre: www.portoalegre.rs.gov.br
|